Wie fällt dir so etwas ein?
Diese Frage ist mir im Zusammenhang mit Der Hezschlag einer anderen Welt schon ein paar mal gestellt worden.
Wie bei den meisten Geschichten geschieht so etwas bei mir sehr plötzlich und oft dann, wenn ich irgendwo unterwegs bin. Gerade alte Burgen oder auch Höhlen und Gewässer beflügeln meine Inspiration.
Beim Herzschlag war ich im Waldviertel. Am frühen Morgen ging ich mit unserem Hund Carlos am Ufer des Ottensteiner Stausees spazieren. Dichter Nebel lag über dem See und schlängelte sich bis zu den Waldpfaden. Wir waren völlig allein, der Ort schien wie verzaubert, es war absolut still und in mir kam eine Frage auf: "Wie müsste es sein, wenn eine Autorin in ihr eigenes Fantasybuch gerissen wird?"
Ich fand die Frage interessant und wollte sie mir merken, für später, wenn ich wieder Zeit für ein neues Projekt hätte. Aber da war es schon zu spät ...
Sonnenstrahlen brachen durch die dicke Wolkendecke, der Nebel zog sich ein wenig zurück und gab die Sicht frei auf die Ruine Lichtenfels.
In dem Moment war es geschehen. Die Idee, der ich mich eigentlich später widmen wollte, nahm mich voll und ganz ein. Figuren wurden lebendig, Orte und Konflikte tauchten auf. Ich setzte mich auf einen Stein neben dem Ufer, Carlos legte sich geduldig daneben ab, und ich begann alle spontanen Einfälle aufzuschreiben. Es war ein magischer Moment. Die Stille des Ortes kroch mir regelrecht in die Knochen und in meinem Herzen machte sich dieses unbeschreibliche Gefühl breit, das mich ein wenig an Verliebtsein erinnert. So ist das immer, wenn sich eine neue Idee bei mir einnistet.
Innerhalb weniger Minuten hatte ich eine Vorstellung von meiner Hauptfigur und auch von der Welt, in die sie gerissen werden würde. Und ganz zart schimmerte eine Ahnung der Bösewichte durch. Genau in dem Moment, als ich über sie nachdachte, hörte ich ein Krächzen und über mir am nebligen Himmel flogen Krähen vorbei.
In diesem Moment wurden die sieben Krähen meiner Geschichte geboren.
Es war ein tiefgehender Augenblick, an den ich gern zurückdenke und in etwas abgeänderten Form hat er sogar in den Roman gefunden.
Irgendwann hörte ich Krähen krächzen und blickte auf. Der Nebel hatte sich längst verzogen und ich erspähte die schwarzen Vögel, wie sie nah am Turm der Ruine vorbeiflogen. Ein innerer Impuls ließ sie mich zählen. Sieben waren es und das wunderte mich nicht.
Warum auch immer - es mussten sieben sein.